Glücklich sein, ist das nicht, was wir alle anstreben? Sind wir nicht bereit, alles dafür zu tun um diesen sagenumwobenen Zustand zu erreichen und – vielleicht noch schwieriger – zu konservieren? Allzu gerne folgen wir den Versprechungen der Experten, der Medien und der Werbeindustrie.
Mit der richtigen Ernährung, dem richtigen Sportprogramm, den richtigen Accessoires und Spielzeugen, und natürlich dem richtigen Partner muss es doch möglich sein, endlich glücklich zu sein. Es ist immer der eine, nächste Einkauf, die Wunderpille, der neue wissenschaftliche Durchbruch oder auch die esoterische Heilerin mit dem alten Geheimwissen, die uns endlich die immerwährende Glückseligkeit bescheren.
Das Dumme dabei ist allerdings, dass offensichtlich immer nur die Anderen das richtige Händchen dafür zu haben scheinen, wie man es denn nun anstellt. Überall strahlende Gesichter, glückliche, in allen Lebensbereichen erfolgreiche Menschen. Oder etwa nicht?
Bei genauerem Hinsehen bietet sich ein anderes Bild. Die Zahl der psychischen Erkrankungen in Deutschland steigt stetig an. Die Wahrscheinlichkeit im Laufe des Lebens z. B. an einer Depression zu erkranken beträgt laut einiger Studien bereits mehr als 20 Prozent. Im Jahr 2010 starben in Deutschland weit mehr Menschen durch Selbstmord (10021) als durch Verkehrsunfälle (3648), Mord und Totschlag (2218) und illegale Drogen (1237) zusammen.
Die Schere zwischen unserer tatsächlichen Befindlichkeit und dem Druck, den Gesellschaft, Medien und letztlich wir selbst uns machen, glücklich zu sein, geht immer weiter auseinander. Dabei wusste schon Buddha vor 2500 Jahren, dass das Leiden zum Leben gehört. Allerdings unterschied Buddha sehr weise zwischen unvermeidbarem und vermeidbarem Leiden. Zu ersterem gehören unbestritten das Durchleben von Krankheiten, das Älterwerden und das Sterben. Aus psychologischer Sicht lässt sich noch anfügen, dass auch das Vorhandensein von sogenannten „unangenehmen Gefühlen“ wie Ärger, Traurigkeit, Frustration, Langeweile, Unzufriedenheit, Verzweiflung – um nur einige zu nennen – unausweichlich zum Leben gehören.
Das vermeidbare Leiden hingegen fängt dort an, wo wir uns sträuben und gegen die unvermeidbaren Aspekte des Lebens – und damit gegen das Leben selbst – ankämpfen. Das ist im Übrigen eine etwas in Vergessenheit geratene, dafür aber umso treffendere Definition von „Verrücktheit“: das Leisten von Widerstand gegen und Nicht-akzeptieren-wollen von offensichtlichen Realitäten und Gegebenheiten.
An dieser Stelle kommt der von uns allen konsensual betriebene Glücksterror ins Spiel. Je mehr wir von uns selbst verlangen immer glücklich, zufrieden und gut drauf zu sein, desto größer wird der Abgrund zwischen unserem Anspruch und der Wirklichkeit. Wir machen uns verrückt, da unsere Weltsicht im wörtlichen Sinne ver-rückt ist.
Und so liegt die Hoffnung auf weniger Leiden dort, wo wir sie zuletzt vermutet hätten: in der Annahme der Dinge, die wir sowieso nicht ändern können. Sei es das Älterwerden, unsere Vergangenheit oder das unangenehme Gefühl, das in einem bestimmten Moment in uns aufwallt. Und das Beste an diesem Ansatz ist: Sie brauchen nichts zu glauben und Sie müssen auch ihr Vermögen nicht einem Guru vermachen. Probieren Sie es einfach mal aus und schauen Sie was passiert, wenn Sie das nächste unangenehme Gefühl einfach nur wahrnehmen und nichts dagegen unternehmen. Schreiben Sie mir Ihre Erfahrungen, ich bin gespannt.